1.79. Das eigene Mailsystem
In diesem HowTo geht es darum, einmal zu zeigen was man alles mit seinem Rechner machen kann. Ich selbst habe nun endlich meinen Rechner zu Hause zu einem Server umfunktioniert, der eigentlich rund um die Uhr läuft. Außerdem verfüge ich über eine T-DSL Flatrate und einen DynDNS Account. Ich bin also von jedem Rechner in der Welt aus erreichbar. Ja und? - Na das eröffnet doch ungeahnte Möglichkeiten. Ich kann mich von überall in der Welt, aus jedem System heraus auf meinem Rechner zu Hause einloggen und z.B. meine Emails lesen. Ganz genau meine Emails, ich hab 4 verschiedene Adressen und die bei 2 verschiedenen Providern, d.h. wenn ich sie über das sehr unkomfortable Webinterface lesen möchte, muß ich mich laufend ein- und ausloggen. Nicht so mit der Lösung, die ich euch hier erkläre. Getmail besorgt mir meine Mails, die ich mir dann z.B. mit dem Mutt anschauen und mit Hilfe von Postfix beantworten kann.
1.79.1. Getmail versorgt die Emails
Zu allererst wollen wir unserem Server sagen, dass er uns unsere Emails von den POP3-Konten holt. Dazu benötigen wir natürlich ein Programm. Das bekannteste ist wohl Fetchmail, welches ich aber nicht leiden kann, weil es bei mir ohne ersichtlichen Grund einfach mal ging und dann wieder nicht ging. Ich habe mich für Getmail entschieden, welches, meiner Meinung nach, schöner konfigurierbar und vor allem etwas geschwätziger ist als Fetchmail.
1.79.1.1. Konfiguration der POP3-Accounts
Bemerkung
Ich setze mal vorraus, dass ihr wisst, wie ihr Programme aus den Ports/Packages eures jeweiligen BSDs installiert.
Folgende Aktionen sollten wir (dann wieder als normaler User) ausführen:
$ mkdir ~/.getmail
$ vi ~/.getmail/getmailrc
Machen wir uns mal einen Kopf wie die Mails abgelegt werden sollen. Ich hab es so gemacht, dass ich ein Verzeichnis ~/mail angelegt habe, in dem dann für alle meine Konten Unterverzeichnisse liegen. Damit diese ins „Maildir-Format“ passen, müssen sie die Unterverzeichnisse new, cur, tmp aufweisen:
$ mkdir ~/mail/konto1
$ touch ~/mail/konto1/new
$ touch ~/mail/konto1/cur
$ touch ~/mail/konto1/tmp
In meinem Fall hätte ich dann also folgende Struktur:
~/mail
konto1
new
cur
tmp
konto2
new
cur
tmp
usw.
Jetzt schreiben wir in die getmailrc
unsere Konten und die ganzen
Zugangsinformationen hinein.
[options]
verbose = 1 # zeig immer schön an was du gerade machst
delete = True # lösche die Nachrichten auf dem Server, nachdem du sie abgeholt hast
[retriever]
type = SimplePOP3Retriever # hole die Mails über POP3
server = $SERVER # der Mailserver, z.B. pop3.freenet.de
username = $USER # hier kommt der Anmeldename für das Konto hin, meist ist das die Mailadresse
password = $PASS # Passwort für das Mailkonto
[destination]
type=Maildir
path=~/mail/ # unser jeweiliges Verzeichnis (Maildir) z.B. ~/mail/konto1/
# Wichtig: Bei Benutzung von Maildir den Trailing Slash nicht vergessen!
Fertig. Nun noch ein schönes, herzhaftes:
$ getmail
und Getmail rennt los und holt uns unsere Post ab.
Unter Getmail Version 4 kann man für jedes Konto ein eigenes getmailrc-File schreiben. Wenn man für das erste Konto die Datei getkonto1rc und für das zweite getkonto2rc erstellt hat, ruft man getmail so auf:
$ getmail --rcfile getkonto1rc --rcfile getkonto2rc
1.79.2. Postfix verschickt unsere Post
Jetzt geht es ans Post verschicken. Unter Windows z.B. macht das auch der Mailclient, indem er die Mails über den Server des jeweiligen Mailanbieters schickt. Selbstverständlich geht das auch mit FreeBSD auf diesem Wege aber wir lösen das etwas cooler. Wir schicken die Mails über unseren eigenen Mailserver … ja genau der, der da unterm Schreibtisch steht. Auch hierfür benötigen wir wieder ein Progrämmchen.
Standardmäßig bringt FreeBSD Sendmail mit. Das ist allerdings schon ganz schön betagt und auch nicht sonderlich komfortabel. Ich entschied mich für Postfix…
1.79.2.1. Konfiguration
Postfix ersetzt also unser altes Sendmail-System. Das muß man dem System
natürlich auch sagen. Dies geschieht unter FreeBSD, indem wir in die
/etc/rc.conf
folgendes eintragen:
# Mailing Stuff - Postfix
sendmail_enable="YES"
sendmail_flags="-bd"
sendmail_pidfile="/var/spool/postfix/pid/master.pid"
sendmail_outbound_enable="NO"
sendmail_submit_enable="NO"
sendmail_msp_queue_enable="NO"
So, weiter im Text. Jetzt müssen wir nur noch ein paar kleine Optiönchen
einstellen und das geschieht in der Konfigurationsdatei von Postfix, die
neben anderen Configfiles, an denen ich mich nicht vergriffen habe, in
/usr/local/etc/postfix
liegt und den schönen Namen main.cf trägt.
Die Datei ist so gut dokumentiert, dass ich euch einfach mal machen
lasse. Es sollte kein Problem sein z.B. den Hostnamen einzustellen oder
sowas. Ich hab damals eigentlich außer „myhostname“ und „mydomain“ nix
geändert.
Fertig würd‘ ich sagen, wir können nun Mails senden und auch welche empfangen. Nun fehlt nur noch ein schönes Programm, mit dem man das komfortabel erledigen kann…
1.79.3. Einfacher geht’s meistens mit ssmtp
Da ich meine Mails ja einfach nur an meinen Provider weitergeben will, reicht auch ssmtp.
Unter FreeBSD muss man in der /usr/local/etc
die Konfigurationsdatei
umbennen:
$ cd /usr/local/etc/ssmtp/
$ cp ssmtp.conf.sample ssmtp.conf
Hier die ssmtp.conf
:
root=root
mailhub=smtp.provider.de
rewriteDomain=provider.de
hostname=hos.tna.me
1.79.4. Sendmail verschickt unsere Post
Oft will man alle Emails an einen Smart-Host senden. Dazu braucht man nur das „Mail-Submision-Program“.
/etc/rc.conf wird wie folgt gesetzt:
sendmail_enable="NO"
sendmail_submit_enable="NO"
sendmail_outbound_enable="NO"
sendmail_msp_queue_enable="YES"
Falls /etc/mail/hostname.submit.mc nicht existiert:
# cd /etc/mail
# make
In /etc/mail/hostname.submit.mc wird die IP-Adresse des Smarthosts geändert. Der Default ist „127.0.0.1“.
FEATURE(`msp',`[192.168.1.2]')dnl
Jetzt noch die Konfiguration kompilieren, installieren und den sendmail mit den neuen Einstellung neu starten:
# cd /etc/mail
# make all install restart
Zuletzt geändert: 2023-07-22